Zunehmend ziehen automatisierte Computerprogramme durch die Netze und bewerten Bewerber nach statistischen Vorgaben. Wer in mehr als 3 Sozialen Netzwerken aktiv ist, wird dann eben nicht mehr eingestellt. Ein Einzelfall, der Nachahmer finden könnte. Was müssen Sie als Bewerber heute wissen?
Computer sortieren vor
Automatisierte Computerprogramme werden heute vor allem in folgenden Bereichen eingesetzt:
- Große Unternehmen sortieren die eingereichten Profile vor
- Roboter reisen mit bestimmten Suchaufträgen durchs Netz, um Bewerber genauer zu prüfen
- Roboter checken Business-Netzwerke, um interessante Kandidaten aufzuspüren
- Computerprogramme errechnen aus Internetfundstücken Persönlichkeitsprofile und bringen sie mit Bewerbern zusammen
In allen Fällen treffen Computer nicht die letzte Entscheidung, sondern sortieren vor. Das mag einerseits beruhigen. Andererseits wird kein Mensch je Ihre Bewerbung sehen, wenn Sie nicht zuvor das computerisierte Nadelöhr passiert haben.
Konkret: Xerox erhob Statistiken über Job-Hopper, fand heraus, dass es eine positive Korrelation zwischen häufigem Jobwechsel und der Anzahl der Social-Media-Profile gibt. Die Konsequenz: Bewerber mit mehr als 3 Profilen werden seither gleich mal aussortiert (Link).
An diesem Beispiel können wir sehen:
- Die Entscheidung über das Selektionskriterium haben Menschen getroffen – der Roboter war nur ausführendes Organ
- Die Beteiligung des Computers hat wohl dazu beigetragen, dass ein statistischer Zusammenhang betont wird
- Das Aussieb-Kriterium hat keinen logischen, sondern vor allem einen statistischen Hintergrund
- Mit einer reinen Bewerbungskorrektur schaffen Sie diese konkrete Hürde bei Xerox nicht
- Es ist zunächst mal ein Beispiel, allerdings wenn ein Unternehmen das macht, könnten es andere leicht nachmachen
- Es werden vermutlich größere Unternehmen sein, die ihre Personalauswahl so angehen
Wir können also befürchten, dass immer mehr Unternehmen das Xerox-Kriterium übernehmen. Solange Sie davon wissen, können Sie sich entsprechend anpassen – im oben genannten Fall schwerer, aber in vielen anderen leichter.
Das Xerox-Beispiel erschreckt leicht. Und natürlich ist uns ein solcher Einsatz von Computern nicht recht geheuer. Das ist aber eher ein Gewöhnungseffekt. So konnten in der Medizin ungeheure Fortschritte durch Statistik-Programme erzielt werden. Wenn bestimmte Symptome zusammentreffen, werden medizinische Behandlungen empfohlen. Es wäre uns sympathischer, wenn eine konkrete Ärztin sich die Lage anschaut und eine Therapie überlegt. Aber auch wenn wir uns daran gewöhnen müssen, steigt durch die Statistikprogramme die Wahrscheinlichkeit, gut behandelt zu werden.
Das von Xerox bestimmte Kriterium mag unfair klingen. Der Zusammenhang ist nicht besonders logisch, wird dennoch angewand und kann nichtmal durch eine Bewerbungskorrektur aufgehoben werden. Dennoch ist es zuächst ein Einzelfall.
Was Sie heute wissen sollten
Aktuell kann man folgende Empfehlungen geben:
- Bleiben Sie in den nächsten Jahren am Ball, was die Entwicklung angeht
- Je größer das Unternehmen, desto eher sollten Sie mit computerisierter Vorsortierung rechnen
- Bringen Sie alle relevanten Schlüsselwörter in Lebenslauf und Anschreiben unter, um dem zu begegnen
- Falls Ihnen bestimmte Qualifikationen fehlen, konzentrieren Sie sich auf kleinere Unternehmen oder auf indirekte Bewerbungswege
- Achten Sie darauf, welche Daten Sie online hinterlassen
Letzterer Punkt gilt schon länger. Relativ neu sind Programme, die aus Ihrem elektronischen Leben Persönlichkeitsprofile generieren. Besonders viel taugen sie derzeit noch nicht, wie meine Kollegin Svenja Hofert hier beschrieben hat.
Mehr gilt es momentan für Bewerber und Bewerberinnen nicht zu wissen oder zu tun.
Die Computerisierung wird statistische Kriterien in den Vordergrund rücken. Insgesamt könnte die Personalauswahl dadurch besser werden. Schließlich gibt es für manche menschlich getroffene Entscheidung keinerlei vernünftigen Grund, außer persönlichen Vorurteilen oder zufällige Erfahrungen der Entscheider.
Dennoch sollten Sie sich bei Ihrer Bewerbung zunehmend auf statistische Kriterien einstellen und sie bedienen. Wie Sie ja auch für Unterlagen nach aktuellen Standards sorgen sollten. Oder für gute Zeugnisse. Oder für ein attraktives Foto.
Wichtiger dürfte allerdings sein, dass Sie Ihr persönliches Profil und Ihre Wunschstelle heraus arbeiten. Welches sind Ihre Stärken und wo wollen Sie sie einsetzen?
Computerprogramme ignorieren Selbstlob wie „teamfähig, motiviert“ etc. im Anschreiben, weil es fast jede/r schreibt. Aus einem ähnlichen Grund habe ich schon immer von solchen Vokabeln abgeraten (bsw. hier). Sie klingen abgedroschen, nichtssagend. Wenn Sie sich – gegebenenfalls mit Hilfe – auf Ihre wirklichen Stärken besonnen haben, wird ein Mensch im zweiten Auswahlschritt es würdigen, dass Ihre Bewerbung wirklich etwas aussagt.
Und nicht zuletzt: Wenn Sie sich getrauen, Ihre Ecken und Kanten zu zeigen, kann dieser entscheidende Mensch erkennen, in welchem Job Sie am ehesten Erfolg haben werden.
Der Beitrag Bewerbung: Treffen heute Roboter Personalentscheidungen? erschien zuerst auf Karriereberatung Stuttgart.